Die große Bierrevolution in Budapest

Die Bierrevolution der Kleinen und Feinen

Diesmal stellen wir euch das größte Ereignis in Sachen Bier vor, welches in Ungarn derzeit existiert. Das Craft Beer Festival (Fözdefeszt) ist ein ganz spezielles, jährliches Ereignis, welches mittlerweile hohe Besucherzahlen anzieht. Auch als “die Bier-Revolution von Budapest” bekannt, ist dies vor allem ein Fest der kleinen Brauereien. Verschiedene Kleinbrauereien rivalisieren hier miteinander um den guten Ruf. Diesmal fand es am 20. bis 21. September statt und das Wetter spielte definitiv mit!

Die Parade-Straße im Stadtzentrum, die Andrássy ut (auch als Champs-Élysées von Budapest bekannt) wird hier zu einem mehrere Kilometer langen Besuchsmarkt und zur autofreien Biergarten-Zone, an dem neben Bier auch noch viel Kulinarisches zu bestaunen ist.

Ihr habt schon alle möglichen Biere durch? Hier findet ihr garantiert etwas neues für den Gaumen! Die Experimentierfreude der Braumeister kennt in Budapest derzeit fast keine Grenzen. Außer hochwertigem Hopfen und Gerstenmalz gibt es hier bei einigen der jüngeren Brauereien noch ganz andere, nicht zu verachtende Zutaten. Hier erlebt ihr Kastanien, Blaubeeren oder als ganz spezielle Besonderheit einen winzigen Anteil des berühmten Tokajer Weinmosts, welcher bei bestimmten Bieren einfach mitgebraut wird. So entstehen ganz besondere, unvergleichliche Aromen, welche man mit keinen herkömmlichen Brauereien vergleichen kann. Es gibt sie in allen Farben und Konsistenzen, von süffig und schwer bis süßlich und leicht, von richtig bitterem Pils bis hin zu starkem Weizenbier ist hier so gut wie alles zu finden.

Diese, nicht im Supermarkt erhältlichen, Biere sind derzeit voll im Trend. Zunächst eher unbekannt, geben einige dieser Braumeister in Genießerkreisen nun den Ton an. Mittlerweile gibt es bereits über ein Dutzend Kneipen, welche ausschließlich das Bier dieser ungarischen Mikrobrauereien anbieten. Die stellen sich den klassischen Massenprodukten der großen Brauereien entgegen. Hier gibt es wirklich noch Bier, welches zu 100% örtliche Zutaten beinhaltet.

Richtig interessant wird es, sobald sich Stadtbewohner, Austauschstudenten und Touristen alle zusammen an einen Tisch setzen und die verschiedenen Kreationen probieren, wie auch vergleichen. Die meisten dieser Biere sind nicht pasteurisiert, daher halten sie sich nicht lange – und dafür schmecken sie meistens so frisch und fruchtig wie man es bei den Bieren der größeren, internationalen Brauereien nur selten kennt. Blumige Aromen, von Rosen bis hin zu Zitrusfrüchten mischen sich hier mit urigem Hopfen- und Malzgeschmack. Was in Ungarn ziemlich neu ist, ist die große Auswahl an kleinen Brauereien mit jeweils eigenem, spezifischen Braustil. Hier gelten nicht Reinheitsgebot, sondern Experimentierfreudigkeit.

Ein Fest nicht nur für Biertrinker

Ein Fest für Familien mit Kindern, bis hin zu jungen Studenten. An einem Tisch sehen wir zwei junge Männer, die verschiedene Biersorten in kleinen, 0,2 Liter Bechern verkosten und vergleichen. Ein regelrechter Turm aus ineinander gestapelten Bechern baut sich vor ihnen auf. Ob es 30 oder 40 sind? Wer weiß…uns interessiert eher welches leckere Bier wir noch nicht auf unserer Liste hatten.

Nicht nur Durstige kommen hier auf ihre Kosten: Riesige, dampfende Pfannen mit ausgefallenen Arten Gulasch oder Steaks vom ungarischen Graurind, direkt vom Grill werden zwischen den Bier-Buden angeboten. An den Schlangen vor den jeweiligen Ess-Buden spiegelt sich das Interesse sowohl an neuen, ausgefallenen, internationalen Gerichten, als auch der guten, alten ungarischen Hausmannskost. Ob Fleischesser oder Vegetarier, hier kommt wirklich jeder auf seine Kosten.

Abends ziehen Gruppen hübscher Mädchen an unserem Tisch vorbei, sie schicken eine ihrer Freundinnen vor, um uns zu fragen, ob noch ein Platz frei wäre. Es dauert nicht lange und schon werden Telefonnummern ausgetauscht, wir verabreden uns für den nächsten Abend. Wenn es einen idealen Platz gibt um das andere Geschlecht in Budapest kennen zu lernen, dann auf einem Event wie diesem Bierfest.

Kleinbrauereien sind zur Zeit europaweit ganz groß im Kommen. Kaum ein Land, welches nicht jedes Jahr ein paar neue, meistens lediglich regional im kleineren Kreis bekannte Brauereien verzeichnet. Da Ungarn eigentlich eher als Weinland Geschichte gemacht hat, ist die Kunst des qualitativ hochwertigen und experimentellen Bierbrauens noch ziemlich am Anfang.

Viele ungarische Braumeister, welche in den klassischen Bierländern wie Deutschland, Belgien oder Tschechien unterwegs waren, kommen mit verschiedenen Einflüssen wieder zurück, um in Ungarn ihre eigenen Ideen umzusetzen – wie wir dieses Wochenende festellen konnten, sind sie hierbei überaus erfolgreich!

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